Gedanken eines Familienmediators
"Wie sind Sie eigentlich zu mir als Mediatorin gekommen?" fragte ich das Ehepaar Mitte fünfzig, das zu seiner ersten Mediationssitzung zu mir kam.
"Julia S. ist die Verlobte unseres Sohnes. Ohne es zu wissen, sollen wir Sie herzlich grüßen! Sie meint, ihre Eltern hätten sich ohne Ihre Hilfe zerfleischt, und nun sind sie nach der Scheidung Freunde geworden."
Ich werde nie vergessen, wie berührt ich war. Ich wusste sofort, wer diese Julia war, um die wir uns vor 15 Jahren ziemliche Sorgen gemacht hatten - nicht nur ihre Eltern, sondern auch ich als ihre Vermittlerin, denn Julia hatte als Dreizehnjährige deutlich zum Ausdruck gebracht, wie sehr die sehr strittige Trennung ihrer Eltern sie aus der Bahn geworfen hatte.
Diese Empfehlung eines Scheidungskindes, das inzwischen erwachsen ist, hat mir wieder einmal vor Augen geführt, was eine Familienmediation bewirken kann. Das Honorar mag niedriger sein als bei einer Wirtschaftsmediation, aber der Nutzen ist nicht mit Geld aufzuwiegen.
Die magischen Momente der Mediation, wenn der Knoten geplatzt ist! Wenn ein geschiedenes Paar zum ersten Mal wieder gemeinsam lachen kann. Wenn man meint zu hören, wie ihnen der Stein vom Herzen fällt, nachdem die finanziellen Fragen geklärt sind. Wenn wir nach dem Notartermin, bei dem die endgültige Vereinbarung notariell beurkundet wird, zu einem entspannten Abendessen gehen, um den Erfolg der Mediation zu feiern, und ich mir beim Abschied denke: Wenn den Kindern jetzt etwas zustößt, können die Eltern an ihrer Seite für sie da sein.
Deshalb bin ich Familienmediatorin geworden!